Kontemplationen zur Erkenntnis
Wie zwei goldene, in engster Freundschaft auf ein und demselben Baum thronende Vögel wohnen das Ego und das Selbst in demselben Körper. Das Erstere isst die süßen und sauren Früchte vom Baum des Lebens, während das Letztere innerlich losgelöst zusieht.
Solange wir meinen, wir seien das Ego, fühlen wir uns anhaftend gebunden und verfallen in Kummer.
Aber werde inne, dass du das Selbst bist, der Herr des Lebens, und du wirst gewisslich von Kummer befreit.
Sobald du dessen innewirst, dass du das Selbst bist, die höchste Quelle des Lichts, die höchste Quelle der Liebe, transzendierst du die Dualität des Lebens und trittst in den Vereinigungszustand (die untrennbare Einheit mit dem Absoluten) ein.
Der Herr der Liebe leuchtet in den Herzen aller. Ihn in allen Kreaturen sehend, vergessen die Weisen sich selbst im Dienste aller. Der Herr ist ihre Freude, der Herr ist ihre Erholung; so wie sie, sind die den Herrn Liebenden.
Durch Wahrhaftigkeit, Meditation und Selbstkontrolle kann man in diesen Zustand der Freude eintreten und das Selbst in einem reinen Herzen leuchten sehen.
Mundaka Upanishad, ein Teil der indischen heiligen Schriften
Wer Brahman verwirklicht hat, wird still. Absolutes Glück ist die höchste Wirklichkeit.
Erhebe dich Schritt für Schritt zur transzendenten Erfahrung, wo alle Namen und Formen verschwinden und nur Freude im Selbst/Atman existiert.
Die göttliche Gnade ist der größte Schatz im Leben.
Unwissenheit besteht so lange, wie das Ich-Denken vorhanden ist. Ich-Denken ist große Verwirrung.
Brahman ist die Quelle allen Glücks. Denke daran, dass er mit dir, in dir und um dich herum ist.
Du wirst dadurch große Kraft, inneren Frieden und inneres Glück erlangen.
Swami Shivananda, Meister des Advaita-Vedanta
Ein und derselbe Mond spiegelt sich in allen Wassern. Zahllose Spiegelungen sind Abbild des einen Mondes.
Chan-Meister Yung-chia Hsüan-chüeh
Sobald das 'Ich' verschwindet, wird das Wirkliche, der Ozean 'Sein-Wissen-Wonne' sichtbar.
(Anmerkung: 'Sat - Cit - Ananda' bedeutet 'reines Sein jenseits der Zeit - reines Bewusstsein/uranfängliche Weisheit/Wissen - Glückseligkeit/Wonne)
Ramakrishna Paramahamsa, indischer Mystiker
Das allwissende Selbst wurde nie geboren, noch wird es je sterben. Jenseits von Ursache und Wirkung ist dieses Selbst todlos, ewig und unwandelbar. Beim Sterben des Körpers stirbt nicht das Selbst.
Katha Upanisha, ein Teil der indischen heiligen Schriften
Darum bin ich Ursache meiner selbst meinem Sein nach, das ewig ist, nicht aber meinem Werden nach, das zeitlich ist. Und darum bin ich ungeboren, und nach der Weise meiner Ungeborenheit kann ich niemals sterben. Nach der Weise meiner Ungeborenheit bin ich ewig gewesen und bin ich jetzt und werde ewiglich bleiben. Was ich meiner Geborenheit nach bin, das wird sterben und zunichte werden, denn es ist sterblich; darum muss es mit der Zeit verenden.
Meister Eckhart, christlicher Mystiker
Der Mensch ist nicht in Frieden mit sich selbst, bevor er nicht geworden ist wie Gott. Seine Bemühungen, diesen Zustand zu erreichen, sind sein höchstes Streben, das einzig Lohnende in seinem Leben. In diesem Streben liegt die Selbstverwirklichung des Menschen.
Mahatma Gandhi, indischer Weiser
Wird Christus tausenmal zu Bethlehem geboren und nicht in dir: du bleibst noch ewiglich verloren.
Angelus Silesius, christlicher Mystiker
Aus diesem Grunde muss der Weise, um die Unwissenheit zu beseitigen, Zuflucht zur Erenntnis nehmen. Nur durch Unterscheidung zwischen Selbst und Nicht-Selbst kommt Erkenntnis zustande, auf keine andere Art.
Dann offenbart sich dem weisen Menschen reinen Herzens augenblicklich das höchste ununterbrochene Gewahrsein mit dem Inhalt: 'Ich bin ewige, nicht-duale Glückseligkeit, die unvergleichliche, makellose, höchste, einzigartige Wirklichkeit, das Absolute'.
Shri Shankara, indischer Gelehrter und Mystiker des Advaita-Vedanta
© Foto: Botamochy/adobestock