Kontemplationen zur Vertiefung
Weit auseinander liegen Weisheit und Unwissenheit.
Die Erstgenannte führt einen zur Selbstverwirklichung;
die Zweite bewirkt, dass man dem eigenen wahren Selbst immer mehr entfremdet wird.
Ein Weiser zog seine Sinne von der Welt der Veränderung zurück und blickte, Unsterblichkeit suchend, ins Innere - und schaute das todlose Selbst.
Die Unreifen laufen Sinnesgenüssen hinterher und geraten ins weit ausgespannte Netz des Todes.
Aber die Weisen, die ja das Selbst als todlos erkennen, suchen nicht das Unveränderliche in der Welt der Veränderung.
Katha Upanishad, Teil der indischen heiligen Schriften
Kappa bittet den Buddha:
Sprich mir von einer Insel, wo all dieses Meer des Leidens aufgehoben ist.
Der Buddha antwortet:
Für diejenigen, die inmitten der großen Flut leben, in großer Furcht vor Alter und Tod - für solche gibt es eine Insel, wo es keinen Platz gibt für das Leiden, keinen Platz für den durstenden Willen (Greifen und Anhaftung).
Es ist die Insel, die von nichts übertroffen wird - Nirvana nenn ich sie.
Alter und Tod gibt es da nicht mehr. Wer sie erreicht, ist der Macht von Mara entronnen.
Sutta Nipata, Teil des buddhistischen Palikanons
Sieh diese Welt als eine Seifenblase, erkenne sie als eine Luftspiegelung.
Dann kann der Herr des Todes dich nicht finden und du erlangst Todlosigkeit.
Dhammapada - Teil des buddhistischen Palikanons, Worte der Buddha
Die Unsterblichkeit ist Gottes Substanz, weil Gott nichts Veränderliches in sich trägt.
Dort ist keine Vergangenheit (in dem Sinne), dass es gleichsam nicht mehr sei.
Nichts ist Zukunft, als ob es noch nicht sei. Dort ist lediglich: IST.
Augustinus, christlicher Mystiker
Sei niemals stolz auf deine Jugend, deinen Reichtum, deinen Ruhm; die Zeit stiehlt es dir im Nu.
Suche Schutz zu den Füßen des Herrn, der über der Zeit steht, über dem Wandel und dem Tod.
Shri Shankara, indischer Gelehrter und Mystiker des Advaita-Vedanta
Die Zeit hindert das Licht daran, uns zu erreichen. Es gibt keine größere Hürde, die uns von Gott fernhält, als die Zeit; und nicht nur die Zeit, sondern auch die Zeitlichkeit, nicht nur vergängliche Dinge, sondern auch vergängliche Gefühle, nicht nur vorübergehende Gefühle, sondern der Makel und Geruch der Zeit selbst.
Meister Eckhart, christlicher Mystiker
Soll ich mein letztes End und meinen Anfang finden, so muss ich mich in Gott und Gott in mir ergründen.
Ich selbst bin Ewigkeit, wann ich die Zeit verlasse und mich in Gott und Gott in mir zusammenfasse.
Angelus Silesius, christlicher Mystiker
Wichtig ist, dass wir unser altes Selbst und unsere alte Wirklichkeit sterben lassen, um zu einer neuen Wirklichkeit geboren zu werden.
Unser Geheimnis und ebenso unser Grund ist Leerheit.
Arokiasamy, indischer Jesuiten-Pater und Zen-Meister
Ich glaube, dass die Auferstehung Jesu nichts anderes bedeutet, als zu sterben, und zwar als Mensch, um dann wieder aufzuerstehen als Sohn Gottes, der Leben und Tod überwunden hat. (...)
Ein jeder und ein jedes lebt dann in Gott und allem irdischen Unwesen wird ein Ende gemacht.
Shibayama, japanischer Zen-Meister
Der wahrhaft Weise verbrennt seine Unwissenheit mit allen ihren Auswirkungen im Feuer Brahmans (Brahman = Gott, uranfängliche Weisheit), des Absoluten, des Ewigen, des wahren Selbst.
Dann bleibt er festgegründet in der Erkenntnis des Atman, des ewigen reinen Bewusstseins, der Seligkeit.
Shri Shankara, indischer Gelehrter und Mystiker des Advaita-Vedanta
Wir müssen erkennen, was wir wirklich sind, dass wir jenseits von Furcht, jenseits von Geburt und Tod stehen.
Um das höchste Gut, das Gotteserlebnis, zu erlangen, müssen wir die Grenzen der Sinne und Gedanken überschreiten.
Swami Vivekananda, indischer Mystiker des Advaita-Vedanta
Wenn du nichts hast - also keine Geschichte, keine eigene Identität -, wenn du nichts willst - also dein eigener Wille, deine eigenen Wünsche verschwunden sind -, und wenn du nichts weißt - keine Erwartungen hast und keine Bilder, keine Bilder von dir und keine Bilder von Gott -, dann kannst du in 'die Freude des Herrn' eingehen, noch ehe meine Predigt zu Ende ist.
Meister Eckhart, christlicher Mystiker
Der ultimative Zustand höchster Befreiung ist die eigene wahre Natur.
Sie ist immer erreicht. Dies wissend sei still.
Ramana Maharshi, indischer Mystiker des Advaita-Vedanta
© Foto: Botamochy/adobestock